Bei der Aufgasung handelt es sich um die Entstehung von Gasen im Verdauungstrakt. Anders als andere Tiere oder der Mensch, können Kaninchen kaum Aufstoßen oder pupsen, so dass sich die Gase schnell im Verdauungstrakt ansammeln.
Symptome/Diagnose: An was erkenne ich, dass mein Kaninchen aufgegast ist?
Betroffene Kaninchen sind teilnahmslos (apathisch), fressen weniger oder gar nichts, sitzen immer an der selben Stelle und bewegen sich nicht wie sonst. Die Tiere wirken rund und „aufgeplustert“. Manchmal ist eine Aufgasung auch am Bauch zu sehen (das muss jedoch nicht so sein), viele Kaninchen reagieren empfindlich beim Abtasten des Bauches. Die Diagnose kann einzig ein Tierarzt stellen, indem er das Kaninchen röntgt, denn es gibt einige andere Krankheiten, die sich ähnlich äußern.
Ursachen: Wie kommt es zu Aufgasungen?
Wenn der Magen oder Darm des Kaninchens aufgast, dann handelt es sich um eine Fehlfunktion der Verdauung, der grundsätzlich Ursachen zu Grunde liegen. Dieser Ursache sollte grundsätzlich nachgegangen werden um weitere Erkrankungen zu verhindern.
Wichtig: Viele Tierärzte geben an, dass die Kohlfütterung zu Blähungen führt. Das stimmt so nicht! Gesund ernährte Kaninchen vertragen Kohl problemlos in großen Mengen. Sollte er nicht vertragen werden, liegt es meist an der Fütterung von Pellets oder anderem ungesunden Futter, das den Darm belastet und zu Unverträglichkeiten gegenüber Kohl, Gras und anderen Frischfutter führen kann.
Behandlung: Was hilft gegen Blähungen?
Als Notfallmedikation beim Verdacht auf Blähungen eignet sich etwa 1 ml RodiCare akut (Internet, Tierarzt), gemischt mit 1 ml Sab Simplex (Apotheke, Internet). Diese Medikamente können, wenn sie rechtzeitig verabreicht werden, Leben retten und sind bei einmaliger Gabe weder bedenklich, noch können sie überdosiert werden. Suchen Sie anschließend den Tierarzt auf. Ein Tierarztbesuch ist bei akuten Aufgasungen unumgänglich, nur er kann feststellen, ob es sich tatsächlich um Blähungen handelt. Aufgasungen können beim Kaninchen recht schnell zu Kreislaufversagen führen, was mitunter auch tödlich enden kann. Bestehen Sie beim Tierarzt auf eine Röntgenaufnahme und die genaue Kontrolle der Zähne. Sammeln Sie drei Tage Köttel von ihren Kaninchen (von allen, nicht nur vom Erkrankten) und lassen sie diese auf Hefen, Kokzidien, Giardien und Würmer untersuchen, um die Ursache zu finden. Die tierärztliche Behandlung besteht aus einem Entbläher mit dem Wirkstoff Simeticon oder Dimeticon (Sab Simplex, 0,5-1 ml/kg oder auch Lefax, Imogas, Dimeticon). Durch diesen werden die Gasblasen im Darm verändert, so dass sie mit dem Kot besser abgehen können. Auch RodiCare akut (ca. 3 Tropfen/kg 3x tägl., bei der ersten Gabe gerne deutlich mehr) oder ein vergleichbares Mittel (z.B. curasal Rodikolan) ist sehr wichtig um die Darmbewegungen anzuregen und das Milieu im Verdauungstrakt zu verbessern. Schmerzmittel (am besten Novalgin, 10-20 mg/kg, 2-3x tägl.), Infusionen (20-40 ml/kg) und teils MCP als Tropfen oder als Injektion (1-5 mg/kg, 3x tägl. – umstritten) sind ebenfalls oft Teil der Behandlung. In manchen Fällen kann über eine Magensonde das Gas langsam (niemals schnell!) abgelassen werden. Bieten Sie Ihrem Kaninchen eine eingewickelte Wärmflasche an, denn viele aufgegaste Kaninchen sind unterkühlt, es darf diese Wärmequelle jedoch jeder Zeit verlassen. Um die Blähungen schneller zu lösen, sollte das Kaninchen zu Bewegung animiert und der Bauch sanft massiert werden. Bieten Sie Ihren Kaninchen frischen Dill, andere Küchen- und Wildkräuter und alles, was es fressen könnte direkt vor dem Maul an, damit es möglichst schnell wieder kleine Mengen zu sich nimmt. Wenn es anfängt zu fressen, hat es das Schlimmste überwunden. Bei akuten Blähungen ist teilweise eine Überwachung der Kaninchen nötig, so dass sie stationär beim Tierarzt bleiben müssen, bis der Kreislauf stabil und die Lebensgefahr abgewendet ist.
Viele Blähungen sind durch Haarballen bedingt! Dementsprechend muss dies immer durch ein Röntgenbild ausgeschlossen und entsprechend auch die Verstopfung behandelt werden!
Um Haarballen zu sehen, wird teils Kontrastmittel eingegeben und dann geröngt. Ohne Kontrastmittel sind Haarballen teils sichtbar, wenn der Verdauungsabschnitt davor gefüllt und der anschließende Bereich leer oder aufgegast ist. Kontrastmittel können die Verdauung zusätzlich überladen und die Blinddarmbakterien aus dem Gleichgewicht bringen, was lebensgefährliche Aufgasungen zur Folge haben kann.
Ernährung bei Kaninchen die zu Blähungen neigen oder bei Akut-Blähungen zur Unterstützung der tierärztlichen Therapie
Es gibt immer wieder Kaninchen, die aufgrund einer früheren Falschfütterung zu Blähungen neigen. Natürlich sollte an erster Stelle die Ernährung umgestellt werden. Eine Ernährung mit unbegrenzt Grünfutter (nach Möglichkeit aus der Natur) ist bei Blähungen die beste Wahl, da dadurch der Verdauungstrakt gleichmäßig belastet und reguliert wird. Jede Form von Getreide und fertigen Futtermitteln (Trockenfutter, Pellets, Mischfutter…) sollte erst einmal abgewöhnt werden. Getreide und Saaten als Energiefutter können, wenn die Verdauung wieder stabil ist, im begrenzten Umfang wieder angefüttert werden. Fertigfutter jeder Art ist aufgrund der verdauungsschädigenden Wirkung und den kritischen Inhaltsstoffen als Futter nicht empfehlenswert.
Diese Futtermittel wirken gezielt gegen Blähungen:
Um zu verstehen, warum ein Kaninchen eine spezielle Ernährung benötigt und wie sich Ernährungs-Fehler auswirken können, ist es wichtig, sich mit dem Ablauf der Verdauung vertraut zu machen.
Alle Futtermittel, die das Kaninchen zu sich nimmt, sind zunächst Fremdstoffe für den Organismus des Kaninchens, die Futtermittel können nicht aufgenommen und verwertet werden.
Aufgabe der Verdauung ist es daher, die Futtermittel in ihre Kleinst-Bausteine zu zerlegen, damit sie anschließend von der Darmwand resorbiert werden können. Dann setzt der Stoffwechsel ein, d.h. das Blut transportiert die resorbierten Stoffe zu den einzelnen Organen.
Einzig ein Teil der Vitamine, Wasser, Mineralstoffe und Hormone, kann die eigentliche Verdauung umgehen und ohne eine Umformung (Verdauung) von der Darmwand resorbiert werden. Alle anderen Stoffe (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße…) müssen erst verdaut werden.
Einzelne Stationen der Verdauung…
Im Mund
Die Nahrung nehmen Kaninchen mit Hilfe der Schneidezähne, der Lippen und der Zunge in ihr Maul auf, um sie anschließend mit Mahlbewegungen der Backenzähne (unterer Kiefer) zu zerkleinern . Die mechanische Zerkleinerung ist wichtig, damit der Nahrungsbrei anschließend durch die Speiseröhre passt und die Enzyme optimal wirken können (vergrößerte Oberfläche). Eine besondere Rolle spielt dabei der Speichel, der sich mit der Nahrung vermischt und so ein gutes Abschlucken ermöglicht. Des Weiteren löst er den Nahrungsbrei an und bereitet den weiteren Verdauungsvorgang vor (besonders durch Enzyme, welche die Kohlenhydrate aufspalten). Besonders wichtig ist dabei das stärkespaltende Enzym (Amylase), das diese zu Zucker zerlegt. Kaninchen produzieren täglich eine Menge an Speichel, die etwa 10% ihres Körpergewichts ausmacht!
Zahnerkrankungen Je nach Beschaffenheit des Futters, werden die Zähne unterschiedlich beansprucht. Je mehr das Kaninchen kauen muss um seinen Energiebedarf zu decken, desto besser werden die Zähne abgenutzt. Energiereiches Futter (Trockenfutter, Getreide…) und bereits gemahlenes Futter (Pellets, Extrudate, Päppelbrei) muss kaum gekaut werden und wird schnell abgeschluckt. Deshalb sind auch „rohfaserreiche Pellets“ nicht für den Zahnabrieb geeignet, da sie aus gemahlenen Komponenten bestehen. Besonders lang muss faseriges Futter gekaut werden (Gräser, Kräuter, Heu, Frischfutter). Das Futter sollte auch nicht zu energiereich sein, damit mehr davon gefressen werden muss (= mehr Kauaktivität) um satt zu werden. So wird ein optimaler Zahnabrieb gewährleistet: Zahnabrieb |
Besonderheit: Kaninchen können (anders als wir Menschen) kaum aufstoßen oder erbrechen. Dies liegt daran, dass der Verschluss zwischen Speiseröhre und Magen fest geschlossen wird und die geringe Peristaltik (Muskulatur) im Magen vorwiegend am Magenausgang eingesiedelt ist. Alles, was einmal in den Magen gelangt ist, kann nur nach unten abtransportiert werden. Ein Aufstoßen oder Erbrechen ist kaum möglich. Deshalb müssen Kaninchen vor einer Operation auch nicht ausgenüchtert werden (es besteht nicht die Gefahr, durch Erbrechen zu ersticken). Ein weiterer Grund ist das Nahrungsverhalten der Kaninchen, auf das sich die Verdauung ideal angepasst hat. Kaninchen nehmen während ihrer Aktivitätsphasen immer wieder kleine Mengen Futter auf, statt wenige große Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Deshalb ist ihr Magen auf eine stetige Nahrungszufuhr angewiesen. Ein „Ausnüchtern“ im landläufigen Sinne wäre auch sinnlos, da der Magen nie geleert wird sondern immer Nahrungsreste im Magen verbleiben, er wäre daher nie leer, wie es bei anderen Tieren der Fall ist. |
Im Magen
Nach dem Abschlucken gelangt der Nahrungsbrei durch die Speiseröhre in den dünnwändigen und einhöhligen Magen (er macht ca. 15% des Verdauungstraktes aus). Zu beachten ist, dass das angeschichtete Futter bestehen bleibt und das neu hinzukommende meist in der Mitte Platz findet. Kaninchen behalten immer eine Restmenge Nahrung im Magen zurück, er wird somit nie ganz geleert. Dies hat u.a. den Vorteil, dass aufgenommene Nahrung immer mit bereits vorhandener Nahrung gemischt wird und somit Giftstoffe stärker verdünnt werden können. Der mitgeschluckte Speichel wirkt weiterhin enzymisch auf die Stärke ein, um sie abzubauen. Es folgt eine bakterielle Milchsäurevergehrung der Kohlenhydrate. Der Magensaft besteht aus Salzsäure und dem eiweißspaltende Enzym Pepsin und wird von der Magenschleimhaut gebildet. Je nach Art der aufgenommenen Nahrung, ist er unterschiedlich sauer bzw. salzsäurehaltig. Die enthaltene Salzsäure tötet je nach Ph-Wert viele Bakterien und die meisten Viren ab. Bei Jungtieren ist die Ansäuerung jedoch deutlich milder, daher können in diesem Alter besonders gut Bakterien und Viren den Magen passieren und sich im restlichen Verdauungstrakt ansiedeln. Auch während der Aufnahme des Bilddarmkotes (meistens ist vormittags eine solche Phase) wird der Magen nur leicht angesäuert. Die Magensäure verhindert Gärungen und durchdrängt den Nahrungsbrei. Erst wenn er ausreichend durchfeuchtet ist, öffnet sich der Magenpförtner um den Nahrungsbrei in kleinen Portionen an den Dünndarm abzugeben.
Besonderheit: Kaninchen sind auf eine stetige Stoffzufuhr im Magen angewiesen, ihre Verdauung muss immer aktiv gehalten werden. Allerdings ist dafür (entgegen der weitläufigen Meinung) keine stetige Nahrungszufuhr (Dauerfressen: oft mit „oben rein, unten raus“ oder Gartenschlauch – Prinzip oder Stopfmagen/Stopfdarm betitelt) nötig, dem Kaninchen ist es problemlos nötig, Hungerphasen mit der Aufnahme von Blinddarmkot zu füllen. Erst nach zwei bis drei Tagen ohne Nahrungszufuhr erreicht es einen kritischen Zustand. Da das Kaninchen einen festen Rhythmus von Blinddarmkot- und Hartkotphasen einhält, ist es jedoch wichtig, dass es rund um die Uhr Nahrung zur Verfügung hat und so die Nahrungsaufnahme selber entsprechend dem Verdauungs-Rhythmus einteilen kann. |
Magenüberladungen Bei einer Magenüberladung kommt es, wie der Name schon sagt, zu einer Überladung des Magens, d.h. er ist mit mehr Nahrung gefüllt, als sein Volumen zulässt. Der Kaninchenmagen ist nicht besonders dehnbar und hat sehr dünne Darmwände, daher kann es bei Überladungen sogar zu Magenwandrissen kommen. Zu einer Magenüberladung kommt es meistens durch stark quellendes Futter. Futterpellets, Mischfutter, Getreide, Extrudate, Trockengemüse und auch Einstreupellets (besonders Strohpellets werden gerne gefressen) bzw. allgemein fast jedes trockene Futter quillt im Kontakt mit Flüssigkeit (mehr oder weniger) auf. Füllt das Kaninchen nun gierig seinen Magen mit Trockenfutter, so bildet sich eine trockene Masse im Magen, die nicht abtransportiert werden kann. Im Magen wird das Futter mit Magensaft, der auch aus Magensäure besteht, durchtränkt, damit er für den Weitertransport geeignet ist. Da dieser Magensaft das trockene Futter zum Aufquellen bringt, nimmt das Futtervolumen bedeutend zu. Die meisten Pellets (auch getreidefreie Pellets!) erreichen in Quellversuchen das drei- bis fünffache Volumen der Originalgröße. Da sich der Magen nicht um die drei- bis fünffache Größe ausdehnen kann, kommt es zu einer krankhaften Überladung bzw. sogar zu Magenwandrissen. Der Magenpförtner ermöglicht den Weitertransport erst, wenn das Futter feucht, d.h. durch den Magensaft durchtränkt und somit aufgequollen ist. Trockenes Futter im Magen wird nicht weiter transportiert. Somit wird der Magen maßlos überlastet. Nicht quellendes und zudem feuchtes Futter verursacht diese Probleme nicht, außer es wird zusammen mit quellenden Trockenfutter gefüttert (auch zeitversetzt!).Dann kann es sogar durch den hohen Wassergehalt die Überladung verschlimmern, da es den Quellvorgang des trockenen Futters verstärkt. Auch Hungerzeiten oder eine unregelmäßige bzw. unstetige Fütterung und Futterschwankungen begünstigen eine Magenüberladung, da hungrige Kaninchen sich auf die endlich vorhandene oder beliebte Nahrung (die es nicht durchgängig gibt) bei den Mahlzeiten stürzen und den Magen aus Gier so stark füllen, dass jede kleine Ausdehnung bereits den Magen stark belastet. Kaninchen, die zu Magenüberladungen neigen, sollten daher mindestens zweimal täglich mit so viel Futter versorgt werden, dass sie dazwischen keine Hungerpausen erleiden sondern rund um die Uhr das selbe Futterangebot zur Auswahl haben. ideal ist daher eine Ad libitum Ernährung. |
Im Dünndarm (Zwölffingerdarm, Leerdarm, Krummdarm)
Im Dünndarm werden die Nährstoffe mit Hilfe von abgesonderten Enzymen aus der Bauchspeicheldrüse und Gallensaft aus der Leber in ihre einzelnen Bausteine zerlegt. Fette in Glycerin und Fettsäuren, Proteine in die einzelnen Aminosäuren, und Kohlenhydrate in Einfachzucker. Dadurch ist es möglich, dass diese Stoffe durch die Darmwand resorbiert werden, nur die einzelnen Kleinst-Teile haben diese Möglichkeit. Der erste Dümmdarm ist der Zwölffingerdarm, der durch stark basische Säfte (Bauchspeicheldrüsensaft und Gallensaft) den Nahrungsbrei, der durch die Magensäure stark sauer ist, wieder zu neutralisieren, damit die Enzyme wirken (die Eiweiße und Kohlenhydrate zerlegen) kann, so dass sie durch die Darmwand in die Blutbahn aufgenommen werden können.
Im Leerdarm hat der Körper die Aufgabe, Mineralstoffe aufzunehmen, Vitamine aus dem Brei herauszuziehen und durch enzymische Einwirkung die Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße zu zerlegen, damit die Darmwand sie resorbieren (in die Blutbahn aufnehmen) kann, wenn sie nicht zerlegt sind, können sie nicht aufgenommen werden (Pfortadersystem). Die Stoffe werden zur Leber transportiert und dort neu zusammen gebaut, so dass sie für den Kaninchen-Körper zur Verfügung stehen.
Würmer und andere Darmparasiten & Folgeerkrankungen durch Gifte im Körper Ist die Nahrungszufuhr zu schnell (Heißhunger), so gelangt der Nahrungsbrei zu schnell in den Dünndarm und wird im Zwölffingerdarm zu wenig neutralisiert, so dass er sauer weiter geleitet wird. Als Folge können die Enzyme nicht wirken (diese brauchen ein neutrales/basisches Milieu) und es kommt zu Gärungen/Fäulnis und keiner ausreichenden Nährstoffaufnahme. Um sich zu helfen, bildet der Körper Schleim (durch Glykoproteine) um den Brei zu neutralisieren. Der Schleim bleibt jedoch bestehen und wird nicht ausgeschieden, besonders wenn es sich um ein chronisches Problem handelt (wenn immer zu saurer Brei in den Dünndarm gelangt). Die Schleimschichten werden dann übereinander im Dünndarm abgelagert. In diesem Schleim lagern sich viele Bakterien, Parasiten, Kotsteine und Würmer ab, die sich dort einnisten, er bietet einen idealen Nährboden. Diese Parasiten ernähren sich aus dem Nahrungsbrei im Darm und produzieren durch Gärungen und Fäulnis verschiedene Gifte, die über das Pfortadersystem ebenfalls in die Leber gelangen und resorbiert werden. Die Folge ist eine schleichende Vergiftung des Körpers, die Gifte gelangen in alle Körperregionen (Gehirnerkrankungen, Hauterkrankungen…). |
Im Dickdarm (Blinddarm mit Wurmvorsatz, Enddarm mit Grimmdarm, Mastdarm)
Colon Separation Mechanism: Anders als bei den meisten pflanzenfressenden Tieren wandern beim Kaninchen nicht alle Nahrungsbestandteile in den Blinddarm. Während die groben Fasern des Nahrungsbreies weiter in den Grimmdarm transportiert werden, gelangen die feinen Nahrungspartikel in den Blinddarm (Colon Separation Mechanism). Zum Separieren wird der erste Abschnitt des Dickdarms genutzt.
Während Blinddarmbewegungen die groben Fasern in den Dickdarm schieben, spült die Peristaltik des Dickdarms die Flüssigkeit und feinen Partikel (< 0,3-0,5mm) zurück in den Blinddarm.
Der Blinddarm nimmt etwa 43% des Verdauungstraktes ein und unterscheidet sich von den anderen Verdauungsvorgängen, da hier keine Enzyme wirken, deshalb kann er sich Nahrungsbestandteile verwertbar machen, welche im Dünndarm nicht enzymisch aufgespalten werden konnten.
So ist es dem Kaninchen möglich, die Nahrung möglichst effizient auszunutzen.
Er ist ein großer Fermentationsraum, in welchem (ähnlich, aber nicht so effektiv wie bei den Wiederkäuern) durch kontrollierte Gärungsprozesse in erster Linie die die bisher unverdaulichen Feinpartikel verdaut werden. Bei dieser Gärung entstehen flüchtige Fettsäuren, welche in den Stoffwechsel übergehen, aber auch Eiweiße, Zucker und Vitamine der B- und K-Gruppen, sowie Ammoniak und Harnstoff. Durch die entstehenden Fettsäuren kann das Kaninchen ein Drittel seines Energiebedarfes decken. Die restlichen Produkte können im Blinddarm nicht aufgenommen werden, deshalb scheidet sie das Kaninchen während der Blinddarmkotphasen (der Dickdarm wird phasenweise für das Ausscheiden des Blinddarmkotes/Weichkotes genutzt) aus und nimmt sie direkt vom After mit dem Mund auf um sie anschließend abzuschlucken. Da der Blinddarmkot ausschließlich aus Feinpartikeln besteht, ist er entsprechend strukturlos und bildet beim Zerdrücken eine gleichmäßige Masse.
Der Blinddarmkot wird mit einer schützenden Schleimschicht (Mucin) umgeben, die ihn im restlichen Darmabschnitt und (nach der Wiederaufnahme) im Magen schützt, so erreicht er den Dünndarm und kann dort verdaut werden. Das Kaninchen nimmt auf diesem Weg Eiweiße, Zucker und Vitamine auf. Wird er nicht direkt mit dem Mund aufgenommen, so findet man ihn meist in traubenförmigen Anhäufungen oder zertreten als breiige oder dünnflüssige, schmierige Fladen.
Zeitlich getrennt wird im Dickdarm der Hartkot aus den abtransportierten, gröberen Bestandteilen des Verdauungsbreies gebildet und im weiteren Darmverlauf durch Muskelbewegungen geformt und schließlich ausgeschieden.
Besonderheit: Auf Grund der speziellen Bedeutung der Blinddarmverdauung beim Kaninchen und der damit verbunden Separation von kleinen Partikeln (Kleine Partikel mit < 0,3-0,5 mm werden in den Blinddarm transportiert) und großen, unverdaulichen Strukturfaser (diese werden ausgeschieden), ist das Kaninchen besonders aus lange Fasern (>,5mm) angewiesen um die Verdauungstätigkeit aufrecht zu erhalten. Gemahlene oder sehr staubige Nahrung gelangt daher in den Blinddarm, was zu einer Überfüllung des Blinddarms und mangelnden Füllung des Dickdarms führen kann. Die Füllung des Dickdarms mit groben Nahrungspartikeln ist jedoch überlebenswichtig, da so die Verdauung in Schwang gehalten wird. Fein gemahlenes Futter wie z.B. Pellets und Extrudate (das sind die bunten Trockenfutter-Ringe und -Klumpen, diese bestehen aus gemahlenen Futtermehlen) staubiges Heu, Nahrungsbrei (beim Päppeln) oder Futter mit wenig unverdaulichen Fasern kann daher die Verdauung stark verlangsamen oder zum Erliegen bringen und ist folglich für die Kaninchen-Ernährung ungeeignet. |
Besonderheit: Durch die bakterielle Blinddarmverdauung des Kaninchens reagiert es besonders empfindlich auf Antibiotika-Gaben. Während die normalen Verdauungsabschnitte auch bei anderen Säugetieren vorhanden und gegenüber Antibiotika unempfindlich sind (da Enzyme und Galle gegenüber Antibiotika unempfindlich sind), wird der Blinddarm durch Bakterien besiedelt (die sogenannte Darmflora), und Bakterien können durch Antibiotika abgetötet werden. Bei Kaninchen ist die Blinddarmverdauung wichtig für die Energie- und Vitamingewinnung aus der Nahrung und eine abgetötete oder veränderte Darmflora kann zu Fehlgärungen (Blähungen), Durchfall oder anderen Verdauungs-Problemen führen. Besonders die orale Eingabe (in den Mund) von Antibiotika beeinflusst die Blinddarmbesiedlung. Deshalb ist eine subkutane Verabreichungsform (Spritzen) beim Kaninchen grundsätzlich zu bevorzugen, sie beeinträchtigt die Blinddarmflora deutlich weniger. |
Letzte Aktualisierung: 20.12.2024 / 13:38 Uhr.
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