Folgende Grundausstattung wird für die Jungenaufzucht benötigt:

 

  • 1-ml-Spritzen oder Pasteurpipetten aus Plastik oder spezielle Päppelfläschchen.
  • Katzenaufzuchtmilch Besonders gut geeignet ist die Cimi-Lac Aufzuchtmilch vom Tierarzt oder Gimpet Aufzuchtmilch für Katzen (keine normale Katzenmilch!) aus dem Zoofachhandel.
  • Spezielles Päppelfutter für Herbivore (Pflanzenfresser): "Herbi Care Plus" - dieses Päppelmittel ist sehr stark vermahlen und eignet sich damit besonders gut als Jungtierpäppelnahrung. "Critical Care" ist etwas gröber, es geht deshalb nur schwer durch die Spritze und ist eher etwas für ältere Jungtiere, die das Futter aus der Schüssel nehmen.
  • Fencheltee, Kamillentee
  • Wärmekissen (Kirschkernkissen, Moorwärmflasche, Wasserwärmflasche, Snuggle Safe)
  • Handtücher
  • Kuschelsäcke

Bezugsquellen für das Zubehör:
Fläschchen, Sauger, Pipetten, Katzenmilch: Apotheke, Tierarzt, Internet


Mutterlose Junge oder Babys, deren Mütter sie nicht angenommen haben bekommen etwa alle 2 - 4 Stunden einen Muttermilchersatz gefüttert. Ab Vollendung der 2. Lebenswoche ist eine Nachtruhe von 6 Stunden vertretbar.

 

 

Milchersatz

Die Ersatzmilch muss der Kaninchen-Muttermilch vom Aufbau her angepasst werden, Kondensmilch oder Kuhmilch sind ungeeignet. Sie enthalten kaum Nährstoffe und führen häufig zu schweren Durchfällen. Die Kaninchen-Muttermilch ist folgendermaßen zusammengesetzt: Rohfett 13 - 15 %, Rohprotein 12 - 13 %, Lactose 1 %, Energie 800 - 900 kJ/100 g.

Die Katzenaufzuchtmilch wird handwarm (etwa 37 °C), am besten mit lauwarmem, dünnem Fenchel- oder Kamillentee zubereitet. Alle Katzenaufzuchtsmilcharten enthalten im Schnitt in der Trockenmasse zwischen 35 - 40 % Rohprotein und 24 - 26 % Fett. Sie müssen so angerührt werden, dass die fertige Mischung der Kaninchenmuttermilch ähnelt. Bei einer Trockenmasse von 40 % Rohprotein sollten also auf 1 Messlöffel Pulver 3 Messlöffel Tee/Wasser zugegeben werden. Eine Verdünnung von 1 Teil Pulver zu 3 Teilen Wasser ist bei Jungen ab 7 Tagen optimal, vorher wird die Milch etwas mehr verdünnt, da sie dann besser vertragen wird. Bekommen die Jungen einen harten Bauch oder sind Aufgasungen zu befürchten, wird jeder zweiten Flasche ein Tropfen Sab Simplex oder ein anderes Medikament mit Simeticon zugesetzt. Diese Milch wird in eine Spritze, Aufzuchtflasche oder Pipette aufgezogen. Dann wird mit einem Tropfen auf der Haut (Puls am Handgelenk) getestet, ob die Milch die richtige Temperatur hat. Sie darf nur lauwarm sein, auf keinen Fall sollte sie kalt oder heiß verfüttert werden. Zu jeder Mahlzeit wird die Milch frisch angerührt. Ab dem 8. Lebenstag wird die Milch dann weniger verdünnt und es wird ein Tropfen Sonnenblumenöl pro Mahlzeit zugegeben, denn die Jungen vertragen dann etwas fetthaltigere Milch.

Etwa ab dem 20. Lebenstag (bei sehr großen Jungen ggf. auch früher, bei Winzlingen eher später) wird die Päppelmilch zweimal am Tag mit einem speziellen, rohfaserhaltigen Päppelbrei versetzt. Zu Anfang wird nur sehr wenig von dem Herbi-Care-Plus-Pulver unter die Milch gemischt. Wird es gut vertragen, wird die Menge langsam so weit gesteigert, dass ab etwa der vierten Lebenswoche noch zur Hälfte Milch und zur Hälfte Herbi-Care-Plus gegeben wird. Nach weiteren 5 - 10 Tagen wird nur noch Herbi-Care-Plus zugefüttert, dieses kann auch ganz oder teilweise durch Critical Care oder Dental Aid Herbi ersetzt werden. Wie immer muss auch diese Umstellung von Milch auf Rohfaserfutter langsam vorgenommen werden. Vertragen die Kaninchen die Umstellung noch nicht, wird erst ab der vollendeten 4. Lebenswoche damit begonnen. Gemüse, Grünfutter und Trockenkräuter sollten, neben dem Heu, ab Ende der dritten Lebenswoche jederzeit zur Verfügung stehen, damit die kleinen Langohren diese Futtermittel von Anfang an riechen und kennenlernen können.

Jedes neue Futtermittel wird grundsätzlich langsam angefüttert!


 

Die Fütterung

Das Jungtier wird zur Fütterung vorsichtig in ein Leinentuch oder einen Kuschelsack gewickelt, damit es beim Füttern nicht zu arg zappelt. Dabei ist es sehr wichtig, das Jungtier in der natürlichen Lage zu halten. Es darf nicht zu senkrecht gehalten werden, auf keinen Fall wird es auf den Rücken gelegt. Es muss in einer normalen Lage schlucken können. Wird es senkrecht gehalten oder auf den Rücken gelegt, kann Milch in die Lunge laufen, das Tier verschluckt sich und es kommt im schlimmsten Fall zu einer lebensgefährlichen Lungenentzündung (Aspirationspneumonie). Sicher legen sich Kaninchenjunge zum säugen auch auf den Rücken - aber dabei können sie selbst bestimmen, wie viel Milch sie aufnehmen, ein Verschlucken ist also eher unwahrscheinlich, beim Zufüttern dosiert meist der Mensch die Milchmenge und so wird ein Verschlucken gefördert.

Die Milch wird tröpfchenweise ins Mäulchen gegeben. Bevor das Jungtier mit der Spritze gefüttert wird, sollten Sie sich unbedingt mit dem Gerät vertraut machen und erst mal üben, nur kleine Mengen damit abzugeben. Nimmt das Jungtier die Milch nicht freiwillig an, wird die Spritze sehr vorsichtig von der Seite in das Mäulchen geschoben und ein Tropfen Milch wird direkt in das Mäulchen gespritzt. Meist merken die Jungen dann schon, dass es Futter gibt, sonst muss dieser Vorgang evtl. noch ein paar Mal wiederholt werden. Achten Sie darauf, auf keinen Fall zu viel ins Mäulchen zu geben, die Milch darf auch nicht aus der Nase heraus laufen!

Sind die Jungen sehr ausgehungert, trinken sie zu gierig. Das kann dazu führen, dass sie schlecht atmen oder sogar Milch einatmen, mit schweren Folgen. Deshalb wird nach wenigen Schlucken eine Pause gemacht, damit das Baby atmen kann! Nach jedem ml sollte eine Pause eingelegt werden, dabei kann schon sanft der Bauch gestreichelt werden. Ohne diese Fütterungspausen überfressen sich hungrige Jungtiere leicht, mit kleinen Pausen merken sie eher, wann sie satt sind.